Samstag, 29. Oktober 2022

Alles Böse kommt von oben – über alte und neue „Wettermacher“, über ein greifbares „Armageddon“ und über den „Deus absconditus“ im Rückzug

 

 

      Alles Böse kommt von oben – über alte und neue „Wettermacher“, über ein greifbares „Armageddon“ und über den „Deus absconditus“ im Rückzug

Wer oft in die Natur geht, muss damit rechnen, dass sich auch einmal ein aufgescheucht davonfliegender Reiher über seinem Haupt erleichtert und er die volle Ladung abbekommt, mitten ins Gesicht, mehr ätzend als stinkend, nicht viel anders als Großstadtmensch die Botschaft der Friedenstauben auf Markt.

„Alles Gute kommt von oben“, pflegte man deshalb lange Zeit zu sagen und nahm es hin, wenn man betroffen war und schöne Anzug in die Reinigung musste. Heute, wo vieles auf dem Kopf steht und manches umgewertet wurde, ist auch die Himmelsbotschaft eine andere geworden. Die Wettermacher sind am Werk!

Und oft, wenn es uns nicht gut geht, was bei Älteren und Kranken häufig der Fall ist, schauen wir argwöhnisch gen oben und erkennen dort, wo ein gütiger Gott walten sollte, sonderbare Streifen am Firmament, Streifen, die es früher nicht gab und die Rätsel aufgegeben.

„Wer weiß, was die alles über uns ausstreuen“, heißt es dann in Kreisen der Verunsicherten[1], die nicht mehr wissen, was sie noch glauben und wem sie noch vertrauen sollen, dürfen, weil viel undurchschaubar geworden ist auf dieser Welt.

Putins Krieg hat viele erschüttert, manchen sensiblen Geist gehemmt, zurückgeworfen in die Stagnation. Wozu noch weiter schaffen, weiter an der Vervollkommnung des Menschen arbeiten, wenn ein Atomschlag uns alle ausrotten kann. „Armageddon[2] ist greifbar geworden – der Mensch unvernünftiger denn je.

Trotzdem suchen die vielen Betroffenen die Wurzel aller Übel nicht im Irdischen, nicht in den Kreisen der Politiker, die ihren Alltag und dahinter die Gesamtexistenz bestimmen – sie schauen zum Himmel und erkennen dort, beflügelt von der wirren Thesen der Verschwörungstheorie, die „Wettermacher“ am Werk, die „Hexen“ mit der „Wetterpfanne“, die Donner schaffen und Blitz, sonderbare Kondensstreifen, die nichts mit Flugverkehr zu tun haben – und die für schlechte Stimmung, auch bei den weniger „Wetterfühligen“.

„Was haben mir die Wettermacher heute schon wieder angetan“, sagte ich zu mir selbst, nach Streifen am Morgenhimmel suchend, selbstironisch, nachdem ich – krankheitsbedingt - ein paar Nächte verloren hatte, ohne deutbare Streifen zu finden.

Ursache und Wirkung?

In den Jahrhunderten vor der Aufklärung, damals, als noch ein paar Universalgenies mit Durchblick das Wissen der Welt verwalteten, waren es der Doktor Faust aus Knittlingen und Paracelsus, die mit Hexen durch den Himmel flogen – heute heißen diese Hexenmeister, Zauberkünstler und Wettermacher in obskurer Mission Bill Gates, George Soros, Rothschild[3] oder Elon Musk – aus Besen wurden Lichterketten[4], Satelliten und dünne Nebelstreifen, während der gute Gott der alten Tage, der verborgene Gott sich noch weiter zurückgezogen und den verführten Menschen allein gelassen hat – mit den vielen Rätseln, die gelöst werden wollen und auch gelöst werden in der neuen Zeit der Dunkelmänner und Obskurantisten.



[1] Es verblüfft mich immer wieder, wie ausprägt und verbreitet Verschwörungstheorien immer noch sind. Affinitäten dazu gibt es nicht nur bei Personen ohne wissenschaftliches Basiswissen. Alte Mythen, archaisch verankert, halten sich immer noch und kursieren auch unterhalb des Bewusstseins, weil die Gesamtatmosphäre der modernen Gesellschaft verdorben ist.

 

[2] Kein Geringerer als US-Präsident Joe Biden, wohl immer noch der mächtigste Mann der Welt, verwies öffentlich auf die Möglichkeit dieses apokalyptischen Szenarios, das das Ende der Menschheit auf diesen Planeten bedeuten würde.

[3] Eine gute Dokumentation zur Saga der aus Frankfurt stammenden Rothschilds sowie zu den Wurzeln des Antisemitismus bot in diesen letzten Oktobertagen des 2022 der Sender „arte“.

https://www.arte.tv/de/videos/098841-000-A/die-rothschild-saga/

 


[4] Vgl. dazu meinen Beitrag über das seltsame Phänomen am frühen Morgennachthimmel.

  


      Die gute und die böse Hexe – zwei Hauff-Märchen, zwei grundverschiedene Hexenbilder

Sie verpasst dem aufgeweckten Jakob eine überlange Nase und einen Kurzhals, die böse Hexe „Kräuterweis“, die nur einmal in fünfzig Jahren auf dem Markt erscheint, um Kräuter einzukaufen.

Tiere beutet sie aus, die für sie Tag und Nacht arbeiten müssen, wie der verzauberte Knabe Jakob über sieben Jahre. Rücksichtslos ist sie wie in anderen Märchen auch, bösartig, bereit, im Wald ausgesetzte Kinder zu verführen, im  Ofen braun zu braten und zu verspeisen, ganz so, wie man sich die Hexe im Volk vorgestellte, seinerzeit, in den Tagen der Pestilenz, des Dreißigjährigen Krieges und der Hexenverfolgungen überall in Deutschland und in anderen – nicht nur katholischen – Gegenden Europas.

Gab es tatsächlich Hexen und Gespenster, leibhaftige Teufel gar, die - in der Gestalt von Wissenschaftlern und Doktoren wie jener Faust aus Knittlingen oder Theophrastus Bombastus aus Hohenheim, Paracelsus - ihr Unwesen trieben, durch die Luft flogen, hexten und heilten? Und das in den schon aufgeklärten Zeiten noch nach der Renaissance in Italien und der Reformation auf deutschem Boden?

Es gibt keine Hexen und Gespenster, lässt der aufgeklärte Wilhelm Hauff an andere Stelle im Märchen sagen und zeichnet kunstvoll in der Sage[1] „vom Hirschgulden“, diametral entgegengesetzt zum Hexenbild aus „Zwerg Nase“ das Porträt der guten Hexe[2], die Kräuter einsetzt, nicht um zu schaden, nicht um Menschen zu verhexen, sondern um zu heilen.

Gute Feen, böse Feen, weiße Magier, schwarze Magier, Diener des Guten oder Handlanger des Bösen – sie bestimmen das Mittelalter und wirken bis in die heutige Zeit fort, ohne dass dem verführten Volk die Unterschiede klar würden.



[1] Der starke Bezug zur württembergischen Geschichte macht dieses „Kunstmärchen“ zur Sage.

 

[2] Geschätzt und geliebt von den einen, ist diese gute Heilerin und Freundin der Menschen in den Augen anderer Zeitgenossen immer noch eine stigmatisierte Frau.

 

     Die „Wetterpfanne“

Sie wird der „bösen Hexe“ zugeschrieben[1], angedichtet. Über das Feuer gehängt, erzeugt die Hexe damit Blitz und Donner, schlechtes Wetter.

Die Verschwörungstheoretiker von heute sehen die „Wettermacher“ anderswo am Werk – mit der gleichen Wirkung wie im Mittelalter: sie handeln, um den Menschen das Leben schwer zu machen, um Menschen zu plagen, ja, zu vernichten.

Die „Wettermacher“ der Pueblo-Indianer hingegen riefen in Tänzen und Gebeten den Regen herbei, damit ihr – der Trockenheit ausgeliefertes Volk – in den angestammten Gebieten von Arizona und New Mexico überhaupt überleben konnten. Regen-Wasser bedeutete reiche Ernte, Leben!

Ganz egal, ob der Regen kam oder ausblieb: der Indianer sah den „Medizinmann[2]des Stammes am Werk, was psychologisch positiv wirkte. Er schöpfte Hoffnung und blieb am Leben, ausharrend, auch wenn das lebenspendende Wasser vom Himmel für die Saaten auf dem Feld und die Früchte lange ausblieb.


[1] Auch im Hauff-Märchen.

 

[2] Ein Fremdbegriff wie so viele, wenn weiße Christen, Eroberer, über indigene Völker und Stämme reden. Auch das Sammelwort „Indianer“ ist ein Fremdbegriff – wie „Zigeuner“.

  

 


Carl Gibson, 

Natur- und Lebensphilosoph, ethisch ausgerichteter Zeitkritiker, politischer Essayist,

Naturfotograf, im März 2022



Mehr zu Carl Gibson, Autor,  (Vita, Bibliographie) hier:

https://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Gibson_(Autor)

https://de.zxc.wiki/wiki/Carl_Gibson_(Autor)

(Das Wikipedia-Porträt Carl Gibsons in englischer Sprache)


https://www.worldcat.org/identities/lccn-nr90-12249/

 Bücher von Carl Gibson, zum Teil noch lieferbar.



Copyright: Carl Gibson 2022.

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