Montag, 31. Oktober 2022

Glückliche Gesichter in Brasilien, Hoffnung für die Welt!?

 

 

Glückliche Gesichter in Brasilien, Hoffnung für die Welt!?

Erleichterung!

Lula, der Mann des Volkes, hat gewonnen!

Mit Lula, der – bei Gott – nicht perfekt ist, dürfen viele Brasilianer in Armut und Elend wieder hoffen, vor allem aber die - von Bolsonaros Politik existenziell bedrohten - indigenen Völker und Stämme, unmittelbar vor der systematischen Ausrottung. Ein Rücksichtsloser muss weichen, ein Machtpolitiker der üblen Sorte, der auf Evangelikale setzte, auf Machtausübung über Gewalt, auf Raubtierkapitalismus und uneingeschränkte Naturzerstörung aus Profitgier.

Wird Lula nunmehr als Präsident eines großen, bevölkerungsreichen Schlüsselstaates, auf den die demokratische Welt zählt, die Zerstörung des Regenwaldes stoppen, das Amazonas-Gebiet retten, bewahren und damit den Klimawandel lindern?

Mit den vielen Bewohnern Brasiliens, die Lula wählten, weil sie sich ein Wohlergehen über Reformen versprechen, darf nun auch die ganze Welt wieder hoffen[1] – denn am Los Brasiliens hängt das Los der Welt!

Ein Land dieser Wichtigkeit darf nicht in die Hände von Schurken und Banditen geraten, von Despoten verwaltet werden.

Das diese Welt nun einmal so aufgeteilt ist, wie sie ist, und Despoten in China und Russland allein bestimmen, über Krieg und Frieden weltweit entscheiden, daran kann der Einzelne als Wähler nichts ändern. Aber er kann immerhin noch mitbestimmen, insofern demokratisch gewählt wird, wer sein Land regiert und – wie jetzt in Brasilien – auch über die Zukunft fremder Völker nicht nur aus der südamerikanischen Nachbarschaft mitentscheiden.

Also dürfen auch wir uns freuen, im fernen Europa, in Deutschland – denn, nicht anders als die Ukrainer, die für unsere Werte die Haut hinhalten, Leib und Leben hingeben im Kampf gegen die Tyrannei eines kranken Despoten, haben die Brasilianer in den Favelas der Großstadt wie im Urwald und im flachen Land nun auch für uns gewählt!

Danke, Brasilien!



[1] Ich hatte auf diesen Wahlausgang gehofft, ihn aber nicht unbedingt erwartet. Schließlich schickten die Evangelikalen der USA, rückwärtsgewandt und von Botschaften von hinter den Sternen geleitet, Gestalten wie George W. Bush ins Weiße Haus, und dahinter die Kriegstreiber Cheney und Rumsfeld, fördern Donald Trump, scheiterten nun aber mit ihrem Mann Bolsonaro.

  

 

 

 


    Avocados ... Menschenrechte ... und Melancholie - 

von der mexikanischen Grenze aus gedanklich in die Favelas Brasiliens und zu den existenziell bedrohten indianischen Völkern im Amazonas-Gebiet und in ganz Südamerika

Immer wieder, wenn ich eine Avocado[1] sehe, wie heute am frühen Morgen, wo zwei grüne Früchte, auf den Heizkörper gelegt, vor sich hin reifen, kommt mir jene mexikanische Familie in den Sinn, der ein übermächtiger Konkurrent aus zwielichtigem Milieu die paar Bäume weggenommen hat, Avocado-Bäume[2], die die Familie ernährten.

Das Recht des Stärkeren gilt immer noch in Mexiko[3], nahezu uneingeschränkt durch den Staat, so, wie es fast überall in den Staaten Mittel- und Südamerikas bestimmt. Der Ungeist christlicher Konquistadoren und neuzeitlicher Diktaturen wirkt fort, die Großen fördernd, die vielen Kleinen und Schwachen aber bekämpfend – bis hin zur Ausrottung der indigenen Völker[4] ohne Lobby.

Noch erinnere ich mich lebhaft an den Tag, als ich, begleitet von dem alten Freund, auf dem Grenzstreifen stand, vor Tijuana, mich fragend, ob ich nun hinüberschreiten soll nach Mexico oder doch lieber nicht. Der Einzelne gilt nicht viel in jenem Teil der Welt, wo allein in der Hauptstadt drei Dutzend Millionen leben, vegetieren; das Menschenleben zählt dort auch nicht. Dafür nehmen sich die Starken – jenseits von Recht und Gesetz wie noch im Urzustand der Menschheit nach dem Goldenen Zeitalter der Harmonie – das, was sie wollen, die nährenden Avocados des kleinen Mannes und das Leben derjenigen[5], die ihre verbrecherische Hausmacht bedrohen. Die Tyrannis der Antike wirkt fort, auch in Tagen, in welchen gewählt wird und der kleine Mann mitentscheiden darf, welcher der zwei Banditen im Rennen sein Land regieren wird.

Das Leben ist nicht dazu da, um weggeworfen zu werfen, indem es – ohne triftigen Grund – aufs Spiel gesetzt wird, nur so, aus Langeweile oder aus einer Laune heraus und aus Neugier, doch fern echter Erkenntnis. Da mir das bewusst war, blieb ich auf der amerikanischen Seite Kaliforniens und begnügte mich mit dem Blick über die Grenze in eine Welt der Sehnsucht, die mich immer wieder traurig machte. Armut sehen – und ohnmächtig dastehen, ohne recht helfen zu können: das schafft Melancholie.

Also wurden meine angedachten Südamerika-Reisen immer wieder vertagt.

 



[1] Die fettreiche Frucht ist gesund und benötigt viel Wasser. Die Avocados, die wir hier billig – und zu höchst unterschiedlichen Qualitäten - im Supermarkt kaufen, stammen in der Regel von Großplantagen, dürften gedüngt und gespritzt sein.

Vor Jahren pflanzte ich ein paar Kerne dieser - mir lange unbekannten - Pflanze in der Wohnung, auf dem Balkon im Glauben, es sei ein Strauch, der bald Früchte tragen würde. Nach eine paar Jahren der Beobachtung wusste ich es besser – es sind ca. 7 Meter hohe Bäume. Peru und Mexiko beliefern uns in Europa und auch die USA, aber auch Kenia, also Afrika.

 

[2] Den Bericht dazu sah ich Fernsehen vor etwas längerer Zeit. Aber auch ein zeitkritischer Schriftsteller, der zeitnah schreibt und praktisch täglich auf dem Blog publiziert, kann nicht über alles berichten, was ihn bewegt.

Das Schicksal der Indianer, der indigenen Stämme auf dem gesamten Kontinent, beschäftigt mich seit Jahren. Das Buch dazu, nachdem einige schon lange rufen, kommt noch, wenn nichts dazwischenkommt.

 

[3] https://de.wikipedia.org/wiki/Mexiko

 

Gerne erinnere ich mich noch einer freundlichen Begegnung mit einem Attaché des Landes auf einer Tagung, der mir eine Mappe überreichte mit dem Wappen und dem Schriftzug „Pueblo Mexico“, die ich dann, Mittel- und Südamerika im Sinn, lange Zeit im Einsatz hatte. Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft! Und die Sympathie für ein ganzes Volk, das aus vielen Völkern besteht, auch aus den – zu Unrecht vergessenen und verdrängten - „Indianern“.

 

[4] Es gibt einige Schlüsselstaaten auf dieser Welt, an deren Los das Schicksal der gesamten Menschheit hängt, große Länder, die gerade von politisch zwielichtigen Politikern regiert werden, von amoralisch ausgerichteten Machtpolitikern, die über Leichen gehen, Menschen vernichten, aber auch ganze Stämme und Völker – über Annexion, Assimilation, Umerziehung. Eines dieser wichtigen Länder ist – neben China – Brasilien, wo in diesen Tagen über den Präsidenten entschieden wird. Darf dieser Schlüsselstaat, von dessen Amazonas-Gebiet das Weltklima abhängt, einem zynischen Machtpolitiker wie Jair Bolsonaro ausgeliefert bleiben, und somit einem Unflätigen, dem der Klimawandel egal ist und die Existenz indianischer Völker bedroht und der die Armen in den Favelas von Rio und anderswo im Elend belässt?

 

[5] Das Schicksal jener Gruppe von etwa vierzig Studenten, die spurlos im Regenwald verschwanden, wahrscheinlich dort ermordet wurden, ist immer noch nicht aufgeklärt.

 


Carl Gibson, 

Natur- und Lebensphilosoph, 

 ethisch ausgerichteter Zeitkritiker, 

politischer Essayist,

Naturfotograf, 

 im September 2022 

(zwei Jahre nach der Krebs-Erkrankung bzw. Operation)



Mehr zu Carl Gibson, Autor,  (Vita, Bibliographie) hier:

https://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Gibson_(Autor)



https://www.worldcat.org/identities/lccn-nr90-12249/

 Bücher von Carl Gibson, zum Teil noch lieferbar.


 
 

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