„Alles flieht und scheidet“ – „Heimweh“?
Wie bei Lenau?
Der Fluchtinstinkt und die metaphysische Sehnsucht
Der August beginnt erst; und doch sieht es schon aus wie im Herbst. Das laut pulsierende Herz der Natur hat fast schon aufgehört zu schlagen. Das dionysische Leben ebbt ab.
Der Sommer war nicht groß; ja, es ein ganz kleiner, ein mickriger Sommer, mit kalten trüben Tagen, mit heftigen Gewitternächten, mit Starkregen und einer Hochwasserflut, die nicht nur Pflanzen und Tiere hinwegspülte, sondern, und das ist erstaunlich in einem zivilisierten Staat Europas, auch Menschen, viele Menschen, Hilflose, Alte, Schwache, kranke, Behinderte. Die Natur zügellos konnte walten und ungehemmt, weil Politik und Gesellschaft eklatant versagten.
Die Felder sind nun schon abgeerntet, die Landschaft ein Stoppelfeld; die Vögel zwitschern nicht mehr und die Schwalben versammeln sich schon auf den Stromleitungen, bereit zum Abflug in den Süden, weg vom drohenden Winter.
Alles flieht und scheidet – Heimweh? Fragt Lenau, der Dichter des Herbstes?
Diesen Satz sagte ich oft vor mich hin, wenn bei meinem dumpfen Nahen in den schweren, durchnässten Bergschuhen die aufgeschreckten Frösche von mir weg sprangen, in den Teich; wenn die aufgeschreckten Teichhühner wegstoben, ängstlich über das Wasser flatternd, manchmal sogar fliegend oder spontan abtauchend, wenn die rasche Flucht in die Geborgenheit der Binsenwelt nicht mehr möglich schien oder, wenn die Eidechsen, sicher selbst vor der Kamera, im hohen Gras verschwanden und die Natter sich meinen Blicken entzog, lautlos Natter davonschlängelte, hinab, ins sichere Erdreich oder in die schützende Flut.
Der Fluchtinstinkt bringt sie alle in Sicherheit, hält sie im Leben, während andere, denen die gesunden Instinkte abhandengekommen sind, vergehen müssen, auch in der Menschenwelt.
Carl Gibson,
Natur- und Lebensphilosoph, ethisch ausgerichteter Zeitkritiker,
Naturfotograf, im August 2021
Mehr zu Carl Gibson, Autor, (Vita, Bibliographie) hier:
https://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Gibson_(Autor)
https://de.zxc.wiki/wiki/Carl_Gibson_(Autor)
(Das Wikipedia-Porträt Carl Gibsons in englischer Sprache)
https://www.worldcat.org/identities/lccn-nr90-12249/
Bücher von Carl Gibson, zum Teil noch lieferbar.
Copyright: Carl Gibson 2021.
Carl Gibson,
Natur- und Lebensphilosoph, ethisch ausgerichteter Zeitkritiker,
Naturfotograf, im August 2021
Mehr zu Carl Gibson, Autor, (Vita, Bibliographie) hier:
https://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Gibson_(Autor)
https://de.zxc.wiki/wiki/Carl_Gibson_(Autor)
https://www.worldcat.org/identities/lccn-nr90-12249/
Bücher von Carl Gibson, zum Teil noch lieferbar.
Copyright: Carl Gibson 2021.
Vgl. auch:
"Der Kranich" von Nikolaus Lenau -
Zuversicht und metaphysischer Trost
Stoppelfeld, die Wälder leer,
Und es irrt der Wind verlassen,
Weil kein Laub zu finden mehr,
Rauschend seinen Gruß zu fassen.
Kranich scheidet von der Flur,
Von der kühlen, lebensmüden,
Freudig ruft ers, daß die Spur
Er gefunden nach dem Süden.
Mitten durch den Herbstesfrost
Schickt der Lenz aus fernen Landen
Dem Zugvogel seinen Trost,
Heimlich mit ihm einverstanden.
O wie mag dem Vogel sein,
Wenn ihm durch das Nebeldüster
Zückt ins Herz der warme Schein
Und das ferne Waldgeflüster!
Hoch im Fluge übers Meer
Stärket ihn der Duft der Auen;
O wie süß empfindet er
Ahndung, Sehnsucht und Vertrauen!
Nebel auf die Stoppeln taut;
Dürr der Wald; - ich duld es gerne,
Seit gegeben seinen Laut
Kranich, wandernd in die Ferne.
Hab ich gleich, als ich so sacht
Durch die Stoppeln hingeschritten,
Aller Sensen auch gedacht,
Die ins Leben mir geschnitten;
Hab ich gleich am dürren Strauch
Andres Welk bedauern müssen,
Als das Laub, vom Windeshauch
Aufgewirbelt mir zu Füßen:
Aber ohne Gram und Groll
Blick ich nach den Freudengrüften,
Denn das Herz im Busen scholl,
Wie der Vogel in den Lüften;
Ja, das Herz in meiner Brust
Ist dem Kranich gleich geartet,
Und ihm ist das Land bewußt,
Wo mein Frühling mich erwartet.
Lenaus bedeutendes Gedicht verweist darauf:
Der Kranich ist ein wichtiges Thema der Kulturgeschichte mit hoher Symbolkraft in verschiedenen Kulturen und Zeiten,
vergleiche dazu:
http://de.wikipedia.org/wiki/Kraniche
Wer offenen Auges durch die Welt schreitet, wird manches entdecken, was die Natur an Schönheiten bereit hält, gerade im Herbst, wo Vergänglichkeit und Wiedergeburt im Widerstreit liegen.
Einiges verabschiedet sich, um den kalten Winter zu überstehen,
andererseits regt sich bereits jetzt neues Leben, entschlossen Schnee und Kälte zu trotzen.
Einsamer Baum am See
Über den Dingen
Werden und Vergehen in eigener Ästehtik
Mir unbekannte Pilze bevölkern Baumstumpf
Rätselhafte Pilzkultur - sie sehen aus wie kleine Quallen,
eine Art Gallertpilze?
In der Welt der Pilze wartet manche Überraschung,
Potenzial für Neuentdeckungen.
Am Teich
Ameisenhaufen - pulsierendes Leben, millionenfach
Hecke am Waldrand
Zwei kleine, weiße Schnecken im Schlaraffenland. Sie fressen sich durch den opulenten Steinpilz ebenso wie durch die hochgiftigen Knollenblätterpilze.
Akazien, die Bäume meiner Kindheit im Banat, am Seeufer.
Birkenwald - er ist selten geworden.
Natürlicher Zerfall - in wenigen Jahren wird aus Holz kostbarer Humus.
Abendstimmung am See
Im Lebensraum des Rohrsängers
Am See
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