Sonntag, 21. November 2021

Die Autodynamik des Lügens - wer einmal damit begonnen, kann nicht mehr aufhören Oder Als „Geßler den Tell erschoß“ – der Nationalmythos der Schweizer aus der Hohlen Gasse einmal anders

Die Autodynamik des Lügens - wer einmal damit begonnen, kann nicht mehr aufhören 

Oder

Als „Geßler den Tell erschoß“ – der Nationalmythos der Schweizer aus der Hohlen Gasse einmal anders

 

 - „Was hat Prometheus mit dem Feuer zu tun?“ … und 

„Ohne Haftbefehl gehe ich nicht mit“ (Herta Müller!!!) - „Kulturschock-Erlebnisse“ der „Literatur“ ohne Folgen




 
Manchmal kommen ein paar Dinge durcheinander, wenn man sorglos so dahinschreibt, Verstaubtes, Verschüttetes mischt, unreflektiert einfließen lässt in den entstehenden Text, den man qualvoll ausbrütet oder der einem euphorisch zufällt wie aus der Feder eines kleinen Gottes entsprungen. Anderes entsteht am Rande der Erschöpfung, wenn Geist, Psyche und Körper längst übermüdet sind und ausruhen, tief schlafen sollten, statt zu arbeiten. Fehler schleichen sich dann ein, Denkfehler, Fehlleistungen des Gedächtnisses – vor langer Zeit Abgespeichertes wird mobilisiert, tief überzeugt, dass es stimmig ist – Doch gelegentlich es ist falsch, an der Wirklichkeit vorbei, die historische Wahrheit und den wahren Kern der Legende, des Mythos entstellend.

Selbst oft im Grenzbereich schreibend, erschöpft, müde, krank[1], kenne ich die Phänomene, aus eigenem Tun heraus, das nicht immer fehlerfrei abläuft, aber auch aus der Zeit, als ich, obwohl eigentlich öffentlichkeitsscheu, als Aufklärer an die Öffentlichkeit gehen und – analytisch-kritisch, aus der zeithistorischen Sicht des Historikers und Zeitzeugen heraus – vielfach über die wirren und skurrilen Kreationen einer kontroversierten Autorin schreiben musste, die, unbewusst-bewusst, vor allem aber irrational-entrückt, einiges durcheinanderbrachte, ohne die Fakten der Wirklichkeit, die Gesetze des logisch-diskursiven Denkens, den ethischen Sinn oder historische Wahrheit zu beachten.

Selbst bin ich weit davon entfernt, über Peinlichkeiten anderer zu lachen, zu spotten wie einst Voltaire, Heine oder Nietzsche Zeitgenossen süffisant verhöhnend, gar den ersten Stein zu werfen, Mängel zu rügen, den Finger auf die Wunde zu legen, nur um andere bloßzustellen.

Dinge geschehen. Und doch gibt es Themen, in die Welt gesetzte Mythen, die richtig man stellen muss, wenn man es besser weiß, anders erlebt hat, die man nicht widerspruchlos hinnehmen kann, weil die Folgen in die Welt gestreuter Sichtweisen der Fantasie nackte, echte Realitäten schlicht verfälschen.

Kürzlich verschlug es mir fast den Atem, als ich, kontemplativ versunken, an einem Abend in einer zufällig irgendwo mitgenommenen Biographie Carl Maria von Webers las, in einem belletristischen, weniger streng wissenschaftlich konzipierten Buch mit erfundenen Dialogen über „Leben und Werk“ des berühmten Tonsetzers, und dort mit Staunen erfuhr, dass der Habsburger Landvogt und Tyrann „Gessler“ den Nationalhelden fast aller Schweizer erschossen haben soll – und das in einer Monographie welche, der Feder eines Fritz Grüninger entstammend – wohl vorbei am strengen Argusauge des Lektors – in einem namhaften Freiburger Verlag im Jahr 1954 ans Licht der Welt kam und sogar ein paar Auflagen erlebte.

Der Autor beschreibt eine Schweiz-Reise Carl Maria von Webers und vermerkt:

„Durch die Hohle Gasse bei Küßnacht wandert er, wo Geßler den Tell erschoß, dann besteigt er den Rigi, hinauf bis auf den Kulm.“[2]

Dreimal musste ich hinsehen und – nachhaltig irritiert - schlucken. Es war wieder ein kleines „Kulturschock-Erlebnis“ wie damals, vor vierzig Jahren, zufällig vor den Toren Freiburgs, im Glottertal, als ich mich – noch Student – bei einem Grillabend in der Glut scharrend im Gespräch mit einer jungen Französin als „Prometheus“ zu erkennen gab, um darauf mit der Frage konfrontiert zu werden:

„Was hat Prometheus mit dem Feuer zu tun?“

Hochgradig Verstörendes dieser Art sollte ich später noch sehr oft erleben, namentlich in dem „literarischen Werk“ der – mit dem Nobelpreis geehrten - Herta Müller, wo sehr viel auf den Kopf gestellt wird, wo wirre Fiktion als historisch korrekte Realität ausgegeben und weltweite Verbreitung findet[3], ohne dass die „Forschung“ bisher daran Anstoß genommen hätte.

Wenn die Unwissenheit eines Einzelnen schockiert oder wenn ein wenig bekannter Sachbuchautor abwegige Behauptungen verbreitet, dann kann man das noch mit einem gütigen Lächeln hinnehmen – unter keinen Umständen jedoch akzeptabel ist die Tatsache, wenn synthetisch gemachte, forciert und deshalb hoch „gehandelte“ Autoren in literarisch höchst fragwürdigen Werken als eklatante Verfälscher der Geschichte[4] auftreten und dafür auch noch Ehrungen des Staates erfahren.

 

Stets der Wahrheit verpflichtet – doch die Stunde der Wahrheit ist fern. 

Aus aktuellem Anlass:




Wer ist der Freiheitsheld und wer der Tyrann? Wenn es Ambivalenzen gibt, etwa bei der Figur des – von Beethoven musikalisch wachgerufenen - Volkstribuns „Coriolan“, dann kann man darüber kontrovers diskutieren. Nicht aber bei Tell und Gessler.

Wer Freiheitshelden mit Tyrannen verwechselt, aus bloßer Dummheit oder mit Absicht und besonderer Niedertracht wie im Fall der konstruierten Vita Herta Müllers, der bringt die Gegenwart durcheinander, verwirrt, schafft Obskurität und Nebel, statt aufzuklären und verändert durch die Verfälschung den Lauf der Geschichte.  und Geschichte. Das haben Herta Müllers Helfershelfer aus dem kommunistischen Lager des Diktators Ceausescu getan – und die teils naive, teils ethisch rücksichtslose „Literatin“ hat es mit sich geschehen lassen.

Es war wie in jenem Märchen der Gebrüder Grimm, dessen Un-Botschaft ich als Kind am meisten verachtete: Der aufrechte Kämpfer und Held erschlägt den Drachen, stürzt den Tyrannen – und andere sichern sich die Zungen der Bestie, um sich dann, wenn der echte Heros schweigt, selbst als Drachentöter auszugeben.

Wie oft schrieb ich darüber, als „Rufer in der Wüste“? Stets der Wahrheit verpflichtet, noch bevor ich mich unter die Philosophen zählen durfte, trat ich an, militant und bezog Position, während andere sich mit der Macht der Diktatur arrangierten, profitieren und erst späte den roten Mantel in einen schwarzen eintauschten. Selbst auf den Barrikaden und im Kerker, weiß ich, was politische Opposition[5] bedeutet und wie der Lauf der Ereignisse war, damals, als der Löwe noch Zähne hatte. Jahrelang, nach dem politischen Kampf auch im Westen, gab ich in Publikationen alles, opferte Lebenszeit und Gesundheit, drang aber nicht durch!

Heute, aus der Sicht des Schwerkranken, eine triste Bilanz in der Welt der Freiheit!

Ich drang nicht durch, weil ich nicht durchdringen durfte, weil meine Fakten, weil exakte, überprüfbare Wahrheiten nicht gefragt waren, nicht gehört werden sollten, weil man schon eine Wahrheit zu den Abläufen der antikommunistischen Opposition im Osten Europas hatte, konstruierte Mythen mit einer Ikone, die durch und durch falsch war, aber gewollt.

Es ist nicht ohne Tragik, wenn der Heros zum Schurken gemacht und der Feigling zum Tyrannenmörder erhoben wird. Gerade deshalb berührte mich der Satz, dass Gessler den Tell erschoss in besonderer Weise.






[1] Gerade jetzt, nach der Krebs-OP, schreibe ich am Limit.
[2] Op. cit. S.53.
[3] Über diese ethikferne, unverantwortliche Verfälschung von Geschichte via Belletristik schrieb ich mehrere Bücher.

[4] Herta Müller lügt, täuscht und plagiiert mit System von Anfang an und wider besseres Wissen.
[5] Heute, vor 41 Jahren, tobte dieser Kampf um die freie Gewerkschaft SLOMR in Rumänien in vollen Zügen. Wir wurden vom kommunistischen Geheimdienst Securitate im Auftrag der KP Ceausescus verhaftet, peinlich befragt, im Schauprozess abgeurteilt und ins Gefängnis geworfen, während die Speichellecker als Aushängeschilder des Liberalismus des Diktators in den Westen reisen durften, Herta Müller und ihr Gatte aus der KP, ein Bursche namens Wagner, der keine Note komponiert hat, dafür aber schlechte Poesie in die Welt setzte und, was noch viel schwerer wiegt, Lug und Trug im Geiste der Kommunisten, ohne Rücksicht, die echten Helden zu diffamieren, um deren Stelle einzunehmen. Der deutsche Staat hat sich – teils über naiv engstirnige, verführte, instrumentalisierte, teils über rücksichtslose Kulturpolitiker an dieser einmaligen Maskerade beteiligt und – auch übet die schweigende Wissenschaft – bis zum heutigen Tag noch nicht dafür gesorgt, dass die echten Wahrheiten bekannt werden und die echten Kämpfer von den Vorwürfen reingewaschen und rehabilitiert werden.


In Bern - ein paar Stunden Zeit für Kultur und Geschichte ... lange nach Einstein

Brücken, Brunnen, Uhren

 



























Copyright: Carl Gibson (Bilder und Text)





 


 

Carl Gibson, 

Natur- und Lebensphilosoph, ethisch ausgerichteter Zeitkritiker,

Naturfotograf, im August 2021





Mehr zu Carl Gibson, Autor,  (Vita, Bibliographie) hier:

https://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Gibson_(Autor)

https://de.zxc.wiki/wiki/Carl_Gibson_(Autor)

(Das Wikipedia-Porträt Carl Gibsons in englischer Sprache)


https://www.worldcat.org/identities/lccn-nr90-12249/

 Bücher von Carl Gibson, zum Teil noch lieferbar.



Copyright: Carl Gibson 2021.



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