Dienstag, 16. November 2021

„Ich wollte kein Arschloch werden“, sagte mir vor einiger Zeit ein deutscher Mediziner,

 

   „Ich wollte kein Arschloch werden“, 


 

    „Ich wollte kein Arschloch werden“,

sagte mir vor einiger Zeit ein deutscher Mediziner, der sich aus dem Klinik-Betrieb zurückzog, um nur noch beratend tätig zu werden. Lieber kleinere Brötchen backen, ruhig eine Kugel schieben, als auf dem Weg nach oben in Hektik und Stress abzustürzen und unterzugehen!

„Ich wollte kein Arschloch werden“, sagte auch ein Politiker, nachdem er abgewählt worden war.

Hatte er die Erwartungen nicht erfüllt, die die Wähler in ihn gesetzt hatten oder die eigene Partei?

War er nicht rücksichtslos, nicht verlogen genug gewesen, vielleicht auch zu vornehm, zu fein, zu korrekt und prinzipientreu, um sich in der sozialdarwinistisch ausgerichteten Ellenbogengesellschaft jenseits von Ethos und Moral durchzusetzen?

Wollte er „kein Schwein sein“, sondern „rein“, um – auch in den Sphären der Politik – sauber zu bleiben, um auch dort „Mensch zu sein“ - mit Anstand und Würde aufrecht durch das Leben schreitend?

Der Typus des anständigen Politikers ist selten geworden, auch deshalb, weil der der Typus des anständigen Menschen in der modernen Gesellschaft, wo der Rücksichtslose bestimmt, sehr rar geworden ist.

„Es gibt nur noch wenige aufrechte Leute“, beklagte sich ein Geistlicher bei mir, andeutend, dass auch er mit dem Gang der Mutter Kirche in einer - in die falsche Richtung sich bewegenden - Gesellschaft nicht mehr ganz einverstanden war.

Wenn Werte wanken, wird die Gesellschaft orientierungslos, besonders dann, wenn bestimmte Leitfiguren, die sich selbst zu den Eliten zählen, ihre Vorbildfunktion - fahrlässig und zynisch handelnd - einbüßen.

Wann wird der Mensch zum „Arschloch“? Wenn er funktioniert! Wenn er das tut, was der Höhere in der Hierarchie von ihm erwartet. Ganz egal, ob es nur die Sekretärin ist, die bei einem lästigen Anruf ihren Chef verleugnet, der gleich nebenan sitzt, nur weil dieser die Vorgehensweise so festgelegt hat oder der Professor, der katzbuckelt und auch dort dient, wo das Gewissen nicht mehr mitmacht – die Menschen fügen sich, weil sie ihre Position behalten wollen, im Journalismus, in der Wissenschaft, im Gesundheitswesen oder in der Politik.

Also formt die Gesellschaft ihre „kleinen Arschlöcher“ in großer Zahl, die dann auch in der Klinik zurückbleiben und in der Politik, wo sie möglicherweis zum „ganz großen Arschloch“ aufsteigen! Dann ist ihr Weg gemacht, die Laufbahn vollendet! Wer fragt schon nach dem Dreck am Stecken, nach der unsauberen Weste, nach dem guten Ruf, gar nach dem reinen Gewissen, wenn die Macht Fakten schafft und bestimmt, was Werte sind und was die Ehre.


 


 

Carl Gibson, 

Natur- und Lebensphilosoph, ethisch ausgerichteter Zeitkritiker,

Naturfotograf, im August 2021





Mehr zu Carl Gibson, Autor,  (Vita, Bibliographie) hier:

https://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Gibson_(Autor)

https://de.zxc.wiki/wiki/Carl_Gibson_(Autor)

(Das Wikipedia-Porträt Carl Gibsons in englischer Sprache)


https://www.worldcat.org/identities/lccn-nr90-12249/

 Bücher von Carl Gibson, zum Teil noch lieferbar.



Copyright: Carl Gibson 2021.

 

 

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