Selbstkommentare … nach Nietzsche und Jünger
Wer sich selbst kommentiere, begäbe sich unter sein Niveau, meint Ernst Jünger.
Das mag zutreffen bei einem Autor, der noch der gesunden Urteilskraft seiner Leserschaft vertraut, der für ein Volk schreibt, das noch Bildung hat, geistig-philosophische wie Herzensbildung, das zu lesen versteht und das in seinem Geschmack nicht am Gängelband geführt werden muss. Ergo wurde Jünger in Frankreich verstanden, weniger aber in Deutschland, wo die freie Lesekultur dramatisch schwindet und wo auch im wissenschaftlichen Bereich eine nicht ideologisierte Literaturrezeption kaum noch stattfindet.
Begab ich mich also unter mein Niveau, als ich meinem Tausend-Seiten-Opus, der „Symphonie der Freiheit“, 2008, halb verstümmelt wie zerstückelt erschienen, ein langes Nachwort[1] hinterhersandte?
Das Werk, dessen Gattung und Gesamtkonzeption man immer noch nicht begriffen hat, teils angesiedelt in einem europäischen Land, das uns nahe sein müsste und doch so fremd und fern ist, musste „erläutert“ werden, nicht zuletzt deshalb, weil historische Fakten von anderen[2] im Vorfeld - teils in Unkenntnis, teils im Wahn - verzerrt und belletristisch umnebelt, ja, umgedeutet worden waren, zum Nachteil einer korrekten Historiographie, noch mehr aber zum Schaden von allgemein gültigen Prinzipien und Werten in einer Demokratie.
Manchmal sind Selbstkommentare eine faktische wie historische Notwendigkeit, will man nicht, viel Zeit verlierend, ein Werk, das bewusst in die Jetztzeit eingreift, seinem Schicksal überlassen, dem Zufall oder der Gnade jener Auserwählten, die in dieser Zeit zu Kommentatoren berufen sind.
Wie bereits an anderer Stelle immer wieder betont: ich halte es in diesem Punkt mit Nietzsche, überzeugt, dass jeder – bedeutendere – Autor nur ein großes Buch schreibt, während alles andere drum herum, Abhandlungen, Essays, ganze Werke, nur Vorreden, Nachreden, kurz Selbstkommentare sind.
[1] Recht publik geworden erst im zweiten Band des – gegen meinen Willen aufgeteilten – Werkes, das erst fünf Jahre später, 2013, erschien, nachdem der vertragsrechtlich eindeutig geregelte Druck mit anwaltlichem Beistand durchgesetzt worden war.
Wer hatte ein Interesse daran, „Allein in der Revolte“ zu verhindern und somit das Gesamtwerk „Symphonie der Freiheit“ zu schädigen?
[2] Speziell von Herta Müller.
Carl Gibson,
Natur- und Lebensphilosoph, ethisch ausgerichteter Zeitkritiker,
Naturfotograf, im August 2021
Mehr zu Carl Gibson, Autor, (Vita, Bibliographie) hier:
https://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Gibson_(Autor)
https://de.zxc.wiki/wiki/Carl_Gibson_(Autor)
https://www.worldcat.org/identities/lccn-nr90-12249/
Bücher von Carl Gibson, zum Teil noch lieferbar.
Copyright: Carl Gibson 2021.
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