Dienstag, 2. November 2021

Die „Booster-Impfung“ Oder Über „sprachliche Korrektheit“ und über die sprachliche Umerziehung der Deutschen durch die Hintertür

 

  Die „Booster-Impfung“ 

Oder 

Über „sprachliche Korrektheit“ und über die sprachliche Umerziehung der Deutschen durch die Hintertür

Was ist eine „Booster-Impfung“? Noch-Minister Jens Spahn, der diesen Nonsens-Ausdruck jüngster Stunde in einer Phrase zur aktuellen Impfpraxis gleich zweimal gebraucht, wohl in der Hoffnung, dass jedermann den deutschen Politiker versteht, auch wenn dieser sprachlich wirr um sich schlägt, schwer nachvollziehbar für viele Bürger, was er meint und will, weiß es wohl – andere verstehen ihn schlechthin nicht. Und dabei hätte er durchaus in allgemein verständlichem Deutsch auch „Auffrischungsimpfung“ sagen können, so, wie das in der ARD-Tageschau möglich ist, während mein innig geliebtes ZDF – wie schon so oft – den nichtdeutschen Ausdruck gebraucht! Nur so – oder mit Absicht? Soll der Fernsehzuschauer verwirrt werden, statt informiert?

Irgendwo hat man das Gefühl, der Deutsche soll sprachlich umerzogen werden, quasi durch die Hintertür, indem man ihm – während die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung schläft und somit untätig bleibt – immer mehr Wörter aus Fremdsprachen, genauer aus dem Englischen, aufzwingt, ganz egal, ob ihm das gefällt oder nicht, ob er den Sinn des Ausdrucks begreift oder auch nicht. Denken und Handeln vollzieht sich über eine funktionierende Kommunikation. Langsam habe ich den Eindruck, dass die Kommunikation zwischen Politik und Gesellschaft nicht mehr funktioniert, dass deutsche Politiker über Fremdwörter und fremd am Volk vorbeireden, die anders als die Journalisten in diversen Medien, die eigentlich die politische Botschaft – und vielleicht auch noch etwas Kritik – mittransportieren sollen.

Der Franzose, auch ein Europäer, hält seine Sprache rein – der - schon vielfach umerzogene - Deutsche, der wohl in vorauseilendem Gehorsam nicht nur „politisch“, sondern auch „sprachlich korrekt“ sein will, jedoch nicht.

In einem Land, in welchem alles Deutsche inzwischen suspekt ist, keinen Wert an sich mehr darstellt; in einem Land, in welchem das Antideutsche öffentlich geehrt wird, in diesem Deutschland fällt auch „mein geliebtes Deutsch“ unter den Tisch!

 

 

Vgl. auch:

 

 

    Weshalb spricht man überhaupt noch deutsch in Deutschland? Gibt es ein „korrektes Deutsch“ oder nur noch ein „politisch korrektes“? Die „Selfies“ und die Sprachverhunzung als Selbstläufer dank unsensibler Akteure in den Medien

Was ist ein Selfie[1]?

Was sind Selfies?

Wie fies sind Selfies? Und wie fies ist es, wenn ein kultivierter Mensch eine Sprache nicht sprachgemäß gebraucht, wenn ein mündiger Bürger seine Muttersprache nicht mehr korrekt gebraucht, auch, weil er – bei aller „politischen Korrektheit – nicht mehr recht weiß, wie er reden soll, soll, „deutsch“, nicht mehr recht deutsch wie Luther und Goethe oder nur noch „neudeutsch“, als in einer Kunstsprache, in der es vom fremdbegriffen wimmelt, von Anlehnungen primär aus dem Englischen, die von weiten Kreisen der Bevölkerung nicht mehr verstanden werden.

In letzter Sekunde vor der Wahl, als Armin laschet nicht mehr recht wusste, wo er noch punkten konnte, fiel es ihm ein, sich aus das „freie Wort“ zu berufen, den politischen Gegnern dabei unterstellend, sie würden, die Deutschen über die Sprache geistig gängelnd, den Bürgern vorschreiben, wie sie – politisch korrekt - zu denken und zu reden haben. Ganz abgesehen davon, dass die so genannten Christ-Parteien nichts anders tun, wenn sie sich um politische Korrektheit bemühen und diese in der Gesellschaft einfordern, also höchst heuchlerisch agieren, stellt sich die Frage, die bereits von Hugo von Hofmannsthal in seinem Essay zum „Wert und Ehre deutscher Sprache“ aufgeworfene hatte: Kann man Deutsch überhaupt korrekt sprechen? Oder gibt es heute nur noch ein „politisch korrektes Deutsch, dass, unterstützt von der Politik, über willige Medien und geistig duckmäuserische, servile Journalisten medial durchgeboxt wird?

Nicht nur Sprachphilosophen und Schriftsteller, die noch in der Sprache Kants schreiben, sollten darüber nachdenken, sondern jeder Deutsche, der sich noch zu seiner Nation und somit zu seiner Muttersprach bekennt!

Dem Italiener, dem Franzosen, ja, selbst dem Lingua-Franca-Engländer gefällt es nicht, wenn ein Fremder, einer, der kein „native speaker“ ist, seine geliebte Sprache entstellt gebraucht, grammatikalisch falsch, verzerrt, verhunzt. Der Franzose hält seine Sprache rein, nicht anders, als der Deutsche seine Stube reinhält. Sprachlich aber hat der Deutsche längst kapituliert: er schämt sich, deutsch zur reden; ergo „recycelt[2] er und pendelt zum „Recyclinghof“[3], wo er seinen Abfall wegwirft, aber den Ungeist einer pervertierten Sprache im Kopf zurückbehält, frei für neue Anwendungen diverser Art, zur Abspeicherung von Neologismen, die dem neuzeitlichen Deutschen, der modern erscheinen will und gebildet, wohl leichter fallen als die Suche nach einem treffenden Ausdruck in seinem – inzwischen überhaupt nicht mehr geliebten - Deutsch!?

Motor dieses – offiziell gutgeheißenen und im Rahmen der Destruktion alles Deutschen und Nationalen betriebenen – Dekadenzprozesses ist der - weltanschaulich geläuterte - Journalist und Fernseh-Journalist, der es fertig bringt, den aus der englisch verfärbten Jugendsprache importierten Neologismus „Selfie“ in einer „heute“-Sendung[4] des ZDF rund um die Wahlnachwehen mehrfach zu gebrauchen, unkritisch, servil, ja, verblödet, weil es nicht mehr auffällt, wenn man in den deutschen Nachrichten nicht mehr deutsch redet, sondern „neudeutsch“, dabei Begriffe gebrauchend, die von weiten Teilen der fremdsprachlich nicht geschulten Bevölkerung kaum nachvollzogen werden können.

Wie weit wird diese Entwicklung der offensichtlichen Mutterspracheverleugnung noch gehen?

Fällt der Deutsche zurück in die Jugendsprache der Schulkinder, in die Baby-Sprache, in ein neues, infantiles „Dada“ mehr als hundert Jahre nach dem Dadaismus, in ein „Herta-Müller-Deutsch“, in dem man bald die Quintessenz deutscher Sprachmagie erkennen wird?

Da Deutschland sich mehr und mehr als „Einwanderungsland“ begreift, ja, schon definiert, und mehr und mehr Bürger aus der - inzwischen 25 000 000 starken - Gruppe mit Migrationshintergrund die „deutsche Gesellschaft“ verändern werden, indem sie sich gezielt in das Politikgeschehen einbringen, sollte der Deutsche, bald eine aussterbende Spezies im eigenen Vaterland, sich auf die Zukunft im Untergang einstellen; und der sollte sich nicht mehr länger mit englischen Wortfetzen abgeben, sondern türkisch lernen und arabisch. Denn dorthin geht die Reise, sprachlich wie existenziell.

 

 



[1] Ich habe im Duden nachgesehen, in der neuen Ausgabe aus dem Jahr 2006, und den Begriff „Selfie“ nicht gefunden. Doch mit der voranschreitenden Zeit verändert sich – während die Akademie für Sprache und Dichtung wacht – auch das Deutsch der Deutschen.

[2] Mehrfach schrieb ich darüber und habe das „Tätigkeitswort“, das „Verb“ – mit etwas Mühe und Verrenkung – durchaus „konjugiert“. Was kaum noch auffällt: Verben aus Fremdsprachen, besonders in dem englisch-lastigen IT-bereich, Ausdrücke wie „streamen“, werden dem Deutsche irgendwie angepasst und so eingesetzt, als gebrauche man ein deutsches Wort, wobei, etwa bei Plural-Bildungen, die englischen Regeln befolgt werden, was gerade die Menschen überfordert, die kein Englisch sprechen.

 

[3] Auch dazu liegt ein Beitrag aus jüngster Zeit vor; da ich fast täglich an diesem „Unort“ vorbeigehe, bin ich auch immer wieder gezwungen, über dieses einfach so übernommene „Sprachmonster“ nachzudenken … und darüber hinaus über andere Dekadenz-Phänomene, die die deutsche Gesellschaft prägen und dieses Volk nahezu unbemerkt verändern.

 

[4] Ausgestrahlt am 29. September u 19 Uhr und mehrfach gebraucht von dem sympathischen Moderator Christian Sievers, der am tag danach seinen Hut nahm, vielleicht, um sich neuen Herausforderungen zu widmen!?

 


 

 

 "Recyclinghof!" - ein schönes, deutsches Wort! Oder Unwort?

 

 


 Die Sprachwächter und Hüter der Reinheit von der deutschen Akademie für Sprache und Dichtung mögen auch darüber nachdenken!

 "Wert und Ehre deutscher Sprache" !?

Mehrfach schrieb ich darüber!

 

Die Wohlstandsbürger haben viel, was weggeworfen werden kann, aber ein deutsches Wort für "Wiederverwertbares" hat man in diesem Deutschland nicht.

Wie der "Recyclinghof" wohl in Frankreich heißt, wo eine andere Akademie wacht 

und die Sprache der Franzosen reinhält?

 


Der Deutsche gewöhnt sich an alles, schluckt alles. 

Ist das typisch deutsch?

 


Carl Gibson, 

Natur- und Lebensphilosoph, ethisch ausgerichteter Zeitkritiker,

Naturfotograf, im September 2021



Mehr zu Carl Gibson, Autor,  (Vita, Bibliographie) hier:

https://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Gibson_(Autor)

https://de.zxc.wiki/wiki/Carl_Gibson_(Autor)

(Das Wikipedia-Porträt Carl Gibsons in englischer Sprache)


https://www.worldcat.org/identities/lccn-nr90-12249/


 

 Bücher von Carl Gibson, zum Teil noch lieferbar.



Copyright: Carl Gibson 2021.

 

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